Geschichte der Station        Geschichte der Falknerei        Beizjagd im Mittelalter      

ur Zeit der schönen Herbsttage kündete wohl das Horn des Türmers die kommenden Jagdgäste am frühen Morgen an. In den Küchen wurde gebraten und gekocht, und in den Frauenkemenaten rüsteten und schmückten sich die Frauen und Edelfräulein für die Jagd. Die gesattelten Zelter wurden in den Burghof geführt, die schweren Ritterpferde stampften und schnoben. Von abermaligen Hornstöß willkommen geheißen kam die Schar der Gäste über die Brücke geritten und grüßte artig zu den Fenstern der Damen empor. Auch der wohlbeleibte, joviale Abt des benachbarten Klosters war gekommen und nahm sich, gestiefelt und gespornt, aber in geistlicher Tracht recht merkwürdig auf seinem schweren Pferd aus. Dann gab es Warmbier und allerhand Speisen, und endlich verließ die Jagdgesellschaft mit Falkonieren und Hundeführern an der Spitze unter Fanfaren die Burg und trabte in das herbstbunte Land hinein.

Auch manch schöne Dame in wallendem Reitkleide und enganliegendem Samtmieder trug ihren Lieblingsfalken auf der behandschuhten Faust. Zwei Falkoniere hatten eine Trage zwischen ihren Pferden mit mehreren kostbaren Nordlandfalken darauf, und der Sohn des Schloßherrn führte seinen Lieblingsvogel, einen Wanderfalkenterzl, bei sich. Da gab es mancherlei Beizvögel: weiße und braunweiße Island- und Nordlandfalken, Merline und Baumfalken für kleinere Vögel, Wanderfalken, und auch ein Hühnerhabicht war dabei. Machten dann die Hunde Feldhühner oder anderes Geflügel hoch, dann wurden die leichteren Beizvögel entkappt und geworfen und schlugen in reißendem Flug das Wild.

Ein flüchtender Hase wurde vom Habicht gebeizt und der hochaufsteigende Reiher von einem Paar besonders geübter Wanderfalken. Erfahrene, alte Reiher machten es den Falken mitunter nicht leicht; sie stiegen in schwindelnde Höhen und wenn sich der Beizvogel endlich über sie hinausgeschraubt hatte und herniederstieß, drohte von unten der spitze Schnabel gleich einer Schere. Aber fast immer kam der Falke schließlich mit dem geschlagenen Reiher zur Erde, und da hieß es nun, gar schnell herzureiten, um den kostbaren Beutevogel zu retten, denn auf dessen Leben hatte man es nur selten abgesehen. War der Reiher nur wenig geschlagen und schien lebensfähig, so bekam er einen Ring um den Ständer und wurde wieder freigelassen. Nicht selten kam es vor, dass solch alter Beizreiher mehrere Ringe zur Erinnerung an frühere Jagden trug.

Wurde aber ein mächtiger Auerhahn vor den Hunden hochgescheucht oder erhob sich gar ein Schwan, dann warf man ein starkes Wanderfalkenweibchen oder aber einen Islandfalken, und hinterher ging's in eiliger, halsbrecherischer Fahrt durch dick und dünn. So mancher Reiter kam zu Fall, so manches Pferd geriet in Sumpf und Schlamm. Endlich, wenn die Beizvögel müde und kein Wild mehr weit und breit zu erblicken war, ritt die ganze Gesellschaft mit den verhaubten Falken wieder nach Hause. Daheim wurde am lodernden Kaminfeuer bei fröhlichem Umtrunk oder an der langen Tafel der Erfolg der Jagd gefeiert.

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Quelltext:

wwww.horus-falknerei.de